In unserem Test zu Alan Wake 2 zeige ich euch, wie es dem Spiel gelang, meine hohen Erwartungen noch zu übertreffen und ein einzigartiges, überwältigendes und erschreckendes Erlebnis zu bieten, das zu den besten Spielen des Jahres zählt.
Hinweis: In diesem Test wird nicht auf die Geschichte von Alan Wake 2 eingegangen, abgesehen von einigen Details über das Setup. Ich habe mein Bestes getan, den Artikel spoilerfrei zu halten und nur leichte Gameplay-bezogene Spoiler zu diskutieren. Das Ende von Alan Wake 1 wird besprochen.
Dass es Alan Wake 2 überhaupt gibt, grenzt an ein Wunder. Als Teil 1 2010 veröffentlicht wurde, hatte Remedy gerade erst die ikonische Max Payne-Serie hinter sich gelassen und alle waren gespannt, was als Nächstes kommen würde. Doch Alan Wake hatte eine sehr problematische Entwicklungszeit, war schwer zu vermarkten und wurde zur gleichen Zeit wie Red Dead Redemption veröffentlicht. Verständlicherweise war es kein Erfolg, und Remedy musste zu anderen Projekten übergehen.
Über die Jahre hinweg wurde es jedoch zu einem Kultklassiker. Diejenigen, die es spielten, konnten nicht aufhören, davon zu reden. Eine lange Wartezeit und viele Hinweise von Remedy später, ist die lang-ersehnte Fortsetzung endlich da. Hat ja auch nur 13 Jahre gedauert.
Hat sich das Warten auf Alan Wake 2 gelohnt? Kann es den unmöglichen Erwartungen der Fans gerecht werden? Ist es genauso seltsam, innovativ und einzigartig wie das erste Spiel?
Alan Wake 2: Quick Facts | |
Veröffentlichung: | 27. Oktober 2023 |
Plattform: | PC (Epic Games Store), PlayStation 5, Xbox Series X/S |
Entwickler: | Remedy Entertainment |
Verleger | Epic Games |
Hier kannst du Alan Wake Remastered kaufen!
Alan Wake 2 Test: Unser Kurzfazit
Die Antwort auf all diese Fragen lautet eindeutig ja. Alan Wake 2 ist ein grandioses Spiel. Alles ist im Vergleich zum ersten Spiel auf die Spitze getrieben: Es ist seltsamer, düsterer, mysteriöser und spannender. Es ist eine der fesselndsten Geschichten, die ich je in einem Spiel gesehen habe, und auch eines der gruseligsten Horror-Spiele, die ich seit langem gespielt habe.
Das Gameplay ist gegenüber Teil 1 nochmal deutlich zugelegt. Alan Wake 2 bietet eine spannende und unterhaltsame Mischung aus Survival-Horror-Mechaniken, die an Resident Evil erinnern, kombiniert mit Adventure-Game-Elementen und einer guten Portion Detektivarbeit.
Allerdings passt nicht jedes Element perfekt zusammen. Das Spieltempo ist sehr langsam, was teilweise am starken Fokus auf der Erkundung liegt. Das könnte einige Spieler sogar abschrecken oder langweilen. Da die Level so groß und komplex sind, habe ich mich ständig verlaufen und wusste manchmal nicht genau, was ich als Nächstes tun sollte. Die Survival-Horror-Aspekte sind auch nicht ganz so perfekt abgestimmt wie in den neuesten Resident Evil-Spielen, machen aber trotzdem Spaß.
Du bist der Detektiv in dieser Geschichte
David Lynch hat einmal gesagt, dass "das Leben jeden von uns zum Detektiv macht. Es gibt etwas am Ende der Spur, nach dem wir alle suchen." Selbst wenn ich ein Jahr Zeit hätte, ein Zitat zu finden, das nicht nur sein Werk, sondern auch Alan Wake 2 besser beschreibt, würde ich es wahrscheinlich nicht schaffen.
Das Spiel beginnt mit der Einführung einer neuen Figur: Saga Anderson. Sie ist eine FBI-Agentin, die nach Bright Falls, dem Schauplatz des ersten Spiels, geschickt wird, um eine Reihe von Ritualmorden zu untersuchen. Natürlich sind diese Morde irgendwie mit den Geschehnissen im ersten Spiel und mit dem, was Alan in diesem Spiel macht, verbunden. Und ja, dieser Teil des Spiels wird dich definitiv an True Detective erinnern (nebenbei eine absolute Serien-Empfehlung!).
Saga im Spiel zu haben, tut dem Spiel besonders dann gut, wenn sich der übernatürliche Horror in Alan Wake 2 langsam und grausam vor den Augen des Spielers entfaltet. Als Spieler geht man zusammen mit Saga auf Spurensuche und versucht, dem Unglaublichen einen Sinn zu geben, indem man nach und nach so viele der mysteriösen Elemente wie möglich zusammenpuzzelt.
Das passiert vor allem im Mind Place, einem tatsächlich begehbaren Raum mit einem Case Board und anderen Bereichen, die Saga helfen, die seltsamen Ereignisse rund um Bright Falls und Alan Wake zu untersuchen
Das Case Board ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenn man die Steuerung und die Logik erst einmal verstanden hat, macht es wirklich Spaß, es zu benutzen. Während sie die Welt erkundet, findet Saga ständig Hinweise auf verschiedene Fälle und Geschichten.
Als Spieler muss man diese Hinweise mit dem richtigen Teil des Case Boards verbinden, um die Ermittlungen des Detektivs voranzutreiben, neue Informationen und Missionsziele freizuschalten und die Geschichte voranzutreiben. Das hilft nicht nur dabei, sich einen Reim darauf zu machen, was zur Hölle in diesem Spiel vor sich geht, es fühlt sich oft auch einfach verdammt cool an.
Saga ist eine fantastische Ergänzung zum Alan-Wake-Universum und eine meiner Lieblingsvideospielfiguren des Jahres. Sie erfüllt nicht nur verschiedene erzählerische Funktionen - sie ist eine Anlaufstelle für neue Spieler, eine Detektivin, die versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, und eine sympathische Figur, zu der man sich emotional hingezogen fühlt - sie ist auch einfach richtig cool und vielschichtig.
Sobald sie persönlich in Alans Geschichte integriert wird, wird es, um es diplomatisch auszudrücken, richtig verrückt und intensiv. Ein großes Lob an Melanie Liburd für ihre fantastische Leistung und ihre enge Zusammenarbeit mit Remedy, das Endergebnis im Spiel hab ich wirklich komplett geliebt.
Du bist der Autor dieser Geschichte
Natürlich steuerst du in diesem Spiel nicht nur Saga. Der titelgebende Held, Alan Wake, ist ebenfalls spielbar. Wer hätte es gedacht? Beide Charaktere erleben im Grunde ihre eigene Geschichte. Alan Wake 2 hat praktisch zwei Kampagnen, die sich konstant kreuzen und insgesamt miteinander verwoben sind. Nachdem man eine bestimmte Anzahl von Kapiteln mit jedem Charakter durchgespielt haben, kann man sogar zwischen den beiden Charakteren wechseln und ihre jeweiligen Geschichten in seinem eigenen Tempo erleben.
Nach den Ereignissen des ersten Spiels ist Alan seit 13 Jahren im Dark Place gefangen. Jetzt wittert er einen Ausweg aus dieser Situation. Doch aus einer Albtraum-Dimension zu entkommen, ist natürlich nicht so easy. Um es trotzdem zu schaffen, hat Alan zwei unglaublich coole Tricks parat. Er hat nämlich ein Äquivalent zu Saga's Mind Place, hier Writer's Room genannt.
An bestimmten Stellen, wenn Alan "inspiriert" wird, kannst du die Geschichte umschreiben, um das aktuelle Level zu verändern. In kleinerem Maßstab passiert das auch mit Alans Engelslampe. Mit diesem magischen Ding kannst du Licht von einer Quelle einfangen und es auf eine andere übertragen. In beiden Fällen verändern sich kleine Teile des Levels im Handumdrehen.
Das sind nicht nur wahnsinnig coole Ideen, die jedes Mal ein optischer Knaller sind, dieses Element der blitzschnellen Veränderung der Levels führt auch zu einigen coolen und kniffligen Rätseln. Das ist vor allem im Writer's Room der Fall, da Alan oft mehrere Optionen zur Auswahl hat, wie sich die Geschichte in diesem Moment verändern könnte. Ja, das bedeutet, dass bestimmte Abschnitte in Alans Levels etwa fünf verschiedene Varianten haben, die man alle schnell und nach Lust und Laune ändern kann.
Für Alan stellt sich der Dark Place als eine düstere, bedrohliche Version von New York City dar, die an Max Payne oder Taxi Driver erinnert. Und dieser Ort ist phänomenal schön. Während Sagas Missionen im üppigen Grün des Pacific Northwest umwerfend schön sind, ist es in New York, wo dieses Spiel seine technischen Fähigkeiten am stärksten ausspielt.
Neonlichter, die durch Regenwände schneiden, mit unendlich vielen Objekten übersäte Straßen, mit Schildern und Graffiti übersäte Wände: Es ist unmöglich, das New York dieses Spiels zu erleben und nicht beeindruckt zu sein. Die Liebe zum Detail, die dieses Spiel auszeichnet, ist hier am deutlichsten zu sehen und es ist wirklich atemberaubend.
Kleiner Tipp: Achte beim Spielen von Alans Abschnitten darauf, die kleinen Schilder zu lesen, die man überall findet, z. B. in der U-Bahn-Station während seiner ersten Kapitel. Wenn du sie überspringst, verpasst du richtig coole Lore.
Du bist das Opfer in dieser Geschichte
Alan Wake 1 war stark von Horrorgeschichten inspiriert und hatte eine intensive, düstere Atmosphäre. Aber es war kein Horrorspiel. Es war ein Actionspiel. Die Taken waren ziemlich gruselig, aber man mähte sie nieder, als gäbe es kein Morgen.
Als Alan Wake 2 angekündigt wurde, sagte Sam Lake ganz klar, dass es "Remedys erstes Survival-Horror-Spiel" ist. Und er hat nicht gelogen! Zum einen ist Alan Wake 2 eindeutig von den letzten Resident Evil-Remakes inspiriert. Es spielt sich ähnlich zum Resident Evil 2 Remake: Ressourcenknappheit, knackiges Third-Person Geballer und weniger, aber dafür intensivere Kämpfe stehen hier im Programm.
Und es ist eine wirklich gute Version davon. Die Mischung aus Erkundung, Rätsellösung und Kampf funktioniert wirklich gut. Allerdings fühlt es sich nicht ganz so perfekt an wie in Resi. Das Geballer fühlt sich super an, das Verhalten der Gegner ist allerdings etwas seltsam und manchmal irritierend. Das Inventar ist leider ziemlich klobig und das Ressourcenmanagement ist nicht so fein abgestimmt wie in Capcoms Survival-Horror-Serie. Trotzdem macht das Gameplay hier richtig Spaß und ist ein großer Schritt nach vorne im Vergleich zu den eindimensionalen Kämpfen in Alan Wake 1.
Im Gegensatz zum ersten Spiel ist Alan Wake 2 definitiv ein Horrorspiel, und zwar ein ziemlich gruseliges. In einem der Entwicklertagebücher, die Remedy vor dem Release des Spiels veröffentlichte, sagte der leitende Level-Designer Teemu Huhtiniemi, dass sie "dem Spieler zu jeder Zeit ein ungutes Gefühl vermitteln" wollten. Und er hat nicht gelogen!
Alan Wake 2 ist scary und konstant eine intensive Erfahrung. Es herrscht ein ständiges Gefühl des Grauens und der Anspannung, und ich habe mich während des Großteils des Spiels an den Controller geklammert als ob mein Leben davon abhinge. Mir fällt es schwer an ein Spiel zu denken, das eine so dichte, mitreißende und aufregende Atmosphäre hat.
Dieses Gefühl des Grauens wird durch das Tempo des Spiels meisterhaft inszeniert. Alan Wake 2 ist auf jeden Fall ein Slow Burner. Es braucht seine Zeit, um die Geschichte, die Welt und die Atmosphäre aufzubauen. Und das wird nicht jedem gefallen, aber es hat definitiv Sinn und Zweck.
Es zwingt einen dazu, wirklich viel Zeit an diesen schrecklichen Orten zu verbringen und die seltsamen, intensiven Geräusche und Bilder in sich aufzunehmen. Die Art des Horrors in diesem Spiel ist eher unbewusst und atmosphärisch angesetzt, aber Alan Wake 2 schreckt auch nicht davor zurück, (richtig clevere und effektive) Jump-Scares einzusetzen. Und wow, ist diese Mischung beeindruckend und gruselig.
Alan Wake 2 Test: Unser Gesamtfazit
Alan Wake 2 ist eines der beeindruckendsten Spiele, die ich je erlebt habe. Und obwohl meine Erwartungen hoch waren, konnte es sie mit seinem Art-Design, seiner grafischen Macht, seiner audiovisuellen Kreativität und dem Mut seiner Erzählung noch übertreffen. Es ist ehrlich gesagt unglaublich, wie viele Ideen in diesem Spiel stecken und wie genial (fast) alle davon umgesetzt sind.
Es ist auch eines der gruseligsten Spiele, die ich seit langem gespielt habe, Spannung und Angst sind deine ständigen Begleiter auf dieser verrückten Reise. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Writing absolut hervorragend und Saga Anderson ist für mich eine der besten Videospielfiguren in 2023.
Also, ja: Als großer Fan des ersten Spiels bin ich begeistert von Alan Wake 2. Es ist eine Fortsetzung, die die Erwartungen bei weitem übertrifft; sie ist so viel mutiger und ausdrucksstärker und irgendwie noch seltsamer und mysteriöser als ihr Vorgänger. So ein Spiel hab ich voher wirklich noch nie gespielt.
Wertung: 92/100
Hier kannst du Alan Wake Remastered kaufen!