Die Ratings in einem FIFA sorgen Jahr um Jahr für Diskussionen. So auch vor dem neuen EA Sports FC 24, das anstelle von FIFA 24 erscheint. EA wird immer heftig kritisiert, wenn die Stars mal wieder als zu gut oder zu schlecht bewertet gesehen werden. Doch wie kommen die Ratings überhaupt zustande?
Jeder Fußballfan liebt die Diskussionen um die FIFA-Ratings seiner Lieblingsspieler. In diesem Jahr wird vor allem ein schrumpfender Tempo-Wert auf vielen Goldkarten für Diskussionsstoff sorgen, doch auch im beim Overall Rating (OVR), der Gesamtbewertung der Spieler, gibt es jedes Jahr einige Fragezeichen.
So dient Thomas Müller als Musterbeispiel für etwas komische Gesamtstärken, schließlich hat das bayerische Aushängeschild jahrelang keinen Einzelwert wie Tempo oder Schuss über einer 85 – und doch eine OVR von 87 in FIFA 22 und 23 gehabt.
Die FIFA-Ratings – bzw. die EA FC-Ratings – setzen sich aus ganz vielen verschiedenen Faktoren zusammen. Wir erklären, was dahintersteckt.
FIFA Ratings erklärt: Wie entsteht die OVR in EA FC 24?
In FIFA gibt es jedes Jahr mehr als 30 Ligen, mehr als 700 Vereine und mehr als 19.000 Spieler. Und jeder einzelne dieser Spieler muss gescoutet werden, damit eine faire Bewertung abgegeben werden kann.
Selbst die Spieler der Aufsteiger in die 3. Liga (oder noch tiefer, wenn man nach England blickt) müssen beobachtet werden, um Werte wie Pace, Dribbling oder Passen des jeweiligen Akteurs herauszufinden. Das geht natürlich nur mit einem umfangreichen Scouting-Team.
Das OVR (Overall Rating), oder auf Deutsch GES (Gesamtstärke), setzt sich aus allen Ingame-Werten des Spielers zusammen – aber auch weitere Faktoren sind wichtig.
Darüber hinaus spielt die Position eine entscheidende Rolle - aber das sollte ja klar sein, dass ein Lewandowski als Innenverteidiger keine gute Bewertung hat. Die Werte auf der FUT-Karte spielen für die endgültige OVR aber keine Rolle! Aber um zu verstehen, warum das so ist, müssen wir ins Detail gehen.
EA-Scouts beobachten die komplette Fußballwelt
EA muss viele Ressourcen verwenden, um ein anständiges Scouting-Team aufzustellen. Wir hätten nichts dagegen, wenn EA das Team vergrößern würde, um für bessere Ratings zu sorgen, denn jedes Jahr gibt es diese paar Ausnahmespieler, die vom kanadischen Entwicklerteam einfach nicht gut bewertet oder eingeschätzt wurden. Im Karrieremodus ist das weniger störend, da können junge Talente noch nachjustiert werden. Doch bekommt ein Spieler eine schlechte FUT-Karte, ist er in der laufenden Saison an diese gebunden.
Im FIFA-Scouting-Team sind ungefähr 30 Producer und mehr als 400 Freie Mitarbeiter angestellt, die für EA die Spieler scouten. Dazu kommen mehr als 6.000 Data Reviewer, die das Team mit Einschätzungen und Hinweisen verstärken. Diese Data Reviewer sind von der Community, also nicht von EA angestellt oder bezahlt. Mies.
Head of Data Collection, Michael Müller-Möhring, sagte ESPN folgendes dazu:
"Wir haben so viele Ligen im Spiel – kein Statistik-Anbieter könnte uns Daten für all diese Ligen, Teams und Spieler anbieten [...]. Das ist auch der Grund, warum wir unsere eigene Datenbank nutzen, denn es ist nicht möglich, solche Daten auf irgendeine Weise zu kaufen – sie existieren einfach nicht."
EA hat also durch seine Talent Scouts eine einzigartige Database erschaffen und kann so die ganzen verschiedenen Ligen und Spieler möglichst objektiv bewerten. Doch wie bekommt ein Müller sein hohes Rating, ohne dass die Einzelwerte diese Stärke hergeben würden?
So kommen die FIFA Ratings zustande
Die FIFA-Ratings setzen sich NICHT nur aus den sechs Werten der klassischen FUT-Karte zusammen, sprich Tempo, Schießen, Passen, Dribbling, Verteidigen und Physis. Das sind nur die Oberkategorien für viele weitere Attribute.
Insgesamt gibt es sogar 35 Werte, die in die OVR einfließen. Dabei gibt es verschiedene Koeffizienten, die den Spieler positionsabhängig bewerten.
Bei einem Verteidiger werden Attribute wie Grätsche, Kopfballpräzision und Abfangen höher im Koeffizienten bewertet als Abschluss oder Dribbling. Insgesamt addiert ergeben alle Koeffizienten den Wert 1. Wir haben dir zur Veranschaulichung hier eine Tabelle anhand des Beispiels von Virgil van Dijks Bewertung aus FIFA 20 erstellt.
Attribut | IV-Koeffizient | Van Dijk | IV-Bewertung |
Fairer Zweikampf | 0,15 | 92 | 13,8 |
Grätsche | 0,15 | 86 | 12,9 |
Deckung | 0.15 | 91 | 13,65 |
Kopfballgenauigkeit | 0,1 | 86 | 12,9 |
Agressivität | 0,08 | 82 | 6,56 |
Stärke | 0,1 | 92 | 9,2 |
Abfangen | 0,08 | 90 | 7,2 |
Kurzer Pass | 0,05 | 79 | 3,95 |
Ballkontrolle | 0,05 | 76 | 3,8 |
Reaktion | 0,05 | 88 | 4,4 |
Sprungkraft | 0,04 | 90 | 3,6 |
GESAMT | 1 | 952 | 87,66 |
Die Gesamtbewertung resultierend aus all den verschiedenen Faktoren war in diesem Fall bei VVD 87,66. Diese Zahl wird auf- oder abgerundet, hier ergibt sich also ein Rating von 88. Doch der Niederländer kam sogar auf eine 90 OVR.
Das ergibt sich aus der internationalen Anerkennung, die mit Sternen bewertet werden. Du hast das vielleicht schon mal bei Futbin oder anderen Websitesgesehen und dich gefragt, was das überhaupt ist.
Die internationale Anerkennung wird mit 1–5 Sternen bewertet. Spieler mit 1 oder 2 Sternen bekommen kein OVR-Boost. Ab einer 51er-Bewertung erhält ein Akteur +1 OVR, wenn er 3 Sterne in dieser Kategorie hat.
Bei Vier-Sterne-Spielern wird das zu +1 OVR zwischen 36 und 66 GES und +2 OVR für 67-99 GES. Fünf-Sterne-Spieler erhalten eine Erhöhung von +1 OVR für 24-49, +2 OVR für 50-74 und +3 OVR für 75-99. Van Dijk hatte in FIFA 20 vier Sterne (+2 OVR). In unserem Beispiel von eben hat Van Dijk also die 88 OVR + 2 OVR, das ergibt ein finales Rating von 90 OVR.
Also noch mal zusammengefasst: EA bewertet zusammen mit Data Reviewern die einzelnen Attribute der Spieler, die, je nach Position, mit einem Koeffizienten versehen und addiert werden. Auf diese Zahl wird die internationale Anerkennung dazugerechnet – und so erhält man ein FIFA-Rating. Müllers hohe Stats in wichtigen Attributen, wie Stellungsspiel (94), Reaktion (94), und vier Sterne bei internationaler Anerkennung haben ihm also bislang immer gut geholfen.