Super Mario Bros. Wonder Test (Switch) | Ein wundervolles Meisterwerk

Das neueste 2D Mario Jump'n'Run soll das Franchise mit neuen und experimentellen Ideen wiederbeleben — und hat dabei erstaunlich viel Erfolg!

Super Mario Bros Wonder Test Switch
Super Mario Bros. Wonder kann schon vom Anfang an beeindrucken | © Nintendo / Earlygame

Ich muss zugeben, als Super Mario Bros. Wonder als die letzte große Enthüllung des Nintendo Directs im Juni dieses Jahres präsentiert wurde, war ich etwas unterwältigt. "Wirklich?", dachte ichmir damals, "Ein 2D Mario-Spiel ist euer großer Showstopper?"

Klar, der letzte Release in der Serie, New Super Mario Bros. U, war schon über 10 Jahre alt, aber vermisst hatte ich die Serie nicht wirklich. Die NSMB-Spiele waren einfach zu lange zu cookie-cutter, um bei mir noch viel Hype auszulösen. Um die wachsende Indie-Szene noch einholen zu können, müsste dieses Spiel etwas wirklich Neues bieten.

Dann fing die Blume an, zu reden. Und plötzlich dachte ich mir, dass dieses Spiel doch etwas Besonderes sein könnte.

Vier Monate später kann ich eindeutig sagen, dass Super Mario Bros. Wonder genau die Revolution ist, die die Serie dringend gebraucht hat. Die neuen Abenteuer des bekanntesten italienischen Klempners der Welt sind abwechslungsreicher und spaßiger denn je — mit ein paar Makeln. Aber alles der Reihe nach!

Super Mario Bros. Wonder Quick Facts
Erscheinungsdatum:
20. Oktober, 2023
Plattform:Nintendo Switch
Entwickler:Nintendo
Genre:
2D Platformer
Preis:59,99€ / 59,99€ / £49,99

Super Mario Bros. Wonder | Auf Einen Blick

  • Das Jump'n'Run-Gameplay fühlt sich so knackig und präzise an wie auch in den NSMB-Spielen
  • Das Spiel ist ein Augenschmauß, mit einem neuen Grafikstil und liebevoll animierten Charakteren.
  • Das Level-Design ist abwechslungsreicher denn je
  • Die Wunderblumen machen jedes Level noch etwas unvorhersehbarer und spaßiger
  • Die Möglichkeit, viele Levels in beliebiger Reihenfolge zu spielen, ist sehr willkommen
  • Das Abzeichen-System ist interessant, aber viele Abzeichen sind nur in wenigen Fällen nützlich
  • Die Power-Ups sind nicht besonders vielfältig oder nützlich
  • Die Bosskämpfe sind ziemlich enttäuschend
  • Der Online-Multiplayer ist enttäuschenderweise nicht vergleichbar mit lokalem Multiplayer
  • ...Aber die Onlinekomponente im Spiel ist an sich interessant

Typisch Bowser

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Bowser kriegt in diesem Spiel ein echtes Makeover. | © Nintendo

Die Story ist so simpel, wie von einem 2D Mario auch zu erwarten ist: Mario und seine Freunde besuchen das dem Pilzkönigreich benachbarte Blumenkönigreich, wo dessen Herrscher, die niedliche Raupe Prinz Florian, ein kleines Meet & Greet organisiert hat.

Aber dann, oh nein! Bowser taucht mal wieder auf, um alles zu ruinieren! Diesmal mit einer zugegebenermaßen etwas kreativeren Methode: Er schnappt sich eine der realitätsverzerrenden Wunderblumen, fusioniert sich mit dem Schloss des Königreichs und fliegt davon, um wahrscheinlich noch mehr Chaos anzurichten. Natürlich müssen Mario & Co. da direkt aushelfen!

Und natürlich tun sie das, indem sie duch klassisches Jump'n'Run-Gameplay durch mehr als 7 verschiedene Welten reisen. Wer jemals ein NSMB-Spiel gespielt hat, wird sich hier sehr schnell wieder einfühlen: Springe mit B, renne und greife Dinge mit Y, mache einen Drehsprung oder bremse dich in der Luft mit einem Controllerschütteln (Diesmal funktioniert dafür zum Glück auch eine der rechten Schultertasten) und erreiche den Flaggenmast am Ende jedes Levels.

Die Steuerung kann nach Belieben angepasst werden, aber das Gameplay ist so oder so immer noch so knackig und präzise wie in den NSMB-Spielen und fühlt sich sehr natürlich an. Ich hatte nur sehr selten das Gefühl, dass ein verfehlter Sprung die Schuld vom Spiel anstatt von meiner eigenen Fahrlässigkeit war.

Aber das kennen wir alles ja schon! Was macht dieses Spiel so besonders?

Blumensprache

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Die sprechenden Blumen sind echt witzig, wenn sie nicht gerade um ihr Leben fürchten! | © Nintendo

Die zwei auffallendsten neuen Features sind passenderweise die regionale Flora: Sprechende Blumen und Wunderblumen. Die sprechenden Blumen sind über alle Levels im Spiel verstreut und geben Kommentare, Witze und ab und zu etwas panisches Schreien von sich. Mit voller Synchro sogar, wobei ich zugeben muss, das ein Mario-Spiel mit Charakteren, die volle Sätze mit Synchro sprechen, etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Die Synchro kann auch ausgeschaltet werden, aber ich persönlich fand die Blumen einfach zu charmant, um es je auch nur in Betracht zu ziehen. Man kann die Sprache der Synchro auch jederzeit ändern, sogar während eines Levels. Wenn du dich also jemals gefragt hast, wie man "Ich frage mich, wie Gumbas schmecken" auf Französisch sagt, ist die Antwort nur ein paar Knopfdrücke entfernt.

Apropos Synchro, du wirst vielleicht mitgekriegt haben, dass Mario und Luigi ab diesem Spiel einen neuen Synchronsprecher haben! Manche Leute waren besorgt, dass Marios neue "Yahoo"s und "Yippie"s sich seltsam anhören könnten, aber hier kann ich Entwarnung geben: Kevin Afghani ahmt Charles Martinet so gut nach, dass ich den Unterschied sehr schnell nicht mehr bemerkt habe.

Komischer denn je

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Man erkennt hier kaum mehr, dass das ein Mario-Spiel ist. | © Nintendo

Die andere regionale Blumenvariante ist noch seltsamer. In beinahe jedem Level ist irgendwo eine Wunderblume. Und wenn ein Spieler solch eine Blume findet, wird das ganze Level... komisch. Was genau sich verändert, ist von Level zu Level verschieden, aber ich wurde jedes mal aufs Neue überrascht.

Ein Level wechselte plötzlich zu einer Vogelpespektive, ein anderes verwandelte mich in einen Stachelball und spielte Bowling mit mir, wieder ein anderes hat mir gigantische Gegner in die Quere geschickt. Und dem Spiel scheinen einfach nicht die Ideen auszugehen, selbst gegen Ende des Abenteuers! Der schiere Arbeitsaufwand, der hinter all diesen Wundereffekten gesteckt haben muss, ist einfach nur absurd.

Fast jedes Level mit einer Wunderblume kann auch ohne beendet werden, aber damit gibt man auch die Belohnung für den Aufwand auf: Ein extra Wundersamen, das Sammelobjekt, das zum Fortschritt im Spiel nötig ist. Man kann das Ende vom Spiel erreichen, ohne die meisten von ihnen gesammelt zu haben, aber das ist doch nicht Sinn der Sache, oder?

Einfach wundervoll

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Die neuen Gegner in diesem Spiel sind so seltsam wie noch selten zuvor. | © Nintendo

Aber Super Mario Bros. Wonder ist nicht nur mit den Wundereffekten kreativ — jedes Level ist selbst ohne diese Effekte erstaunlich einzigartig. Manche Gegnervarianten und Gameplaygimmicks tauchen tatsächlich nur in einem Level auf! Dieses Spiel ist so vollgestopft mit neuen Ideen, die kaum die Gelegenheit haben, alt zu werden, dass es schon fast verschwenderisch ist. Besonders, weil das Spiel einem erlaubt, einen Großteil der Levels zu ignorieren!

Wonder gibt allgemein viel mehr Freiheit bei der Levelwahl als die meisten 2D Mario-Spiele. Viele der Welten haben ein sehr offenes Layout und ermöglichen es, eine Vielzahl der Levels in beliebiger Reihenfolge zu machen oder sogar zu überspringen, solange man am Ende noch genug Wundersamen hat, um das letzte Level freizuschalten. Man kann sogar die letzten drei Welten in beliebiger Reihenfolge besuchen!

Außerdem ist dieses Spiel ein einziger Augenschmauß. Während NSMB mit seinen eher simplen 3D-Modellen und Animationen kaum beeindrucken konnte, gibt sich Wonder hier deutlich mehr müdlich und präsentiert seine Levels in einem charmanten Cartoon-ähnlichen Grafikstil, mit dazu passenden überraschend ausdrucksstarken Charakteranimationen.

Mario & Co schlüpfen in diesem Spiel mit Stil in Röhren, haben beim Rennen Schmierframes an ihren Beinen und and reagieren in immer wieder überraschenden und bezaubernden Weisen auf ihre Umgebung. Und auch die Gegner haven ihre animierten Eigenheiten; Als ich zum ersten mal einen Gumba für einen Frame entsetzt nach oben schauen sah, bevor er sein vorzeitiges Ende unter Marios Schuh fand, erkannte ich, dass echte Leidenschaft hinter diesem Spiel steckt.

Grüße aus Rohlingen

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Sogar Daisy kriegt ihre eigene Kappe. | © Nintendo

Super Mario Bros. Wonder debütiert auch ein interessantes neues Gameplay-Feature : Spieler können während ihrer Reise durch das Blumenkönigreich eine Vielzahl bon Abzeichen freischalten und eines dieser Abzeichen in Levels bringen, was verschiedene Effekte haben kann. Es gibt drei verschiedene Abzeichenarten: Action-Abzeichen, die den Drehsprung mit einer anderen Fähigkeit ersetzen, Boost-Abzeichen, die passive Vorteile bieten und Experten-Abzeichen, die das Spiel meist schwerer machen. Paper Mario hatte da offensichtlich Einfluss!

Die Action-Abzeichen sind da natürlich am interessantesten. Ich habe die Fallschirmmütze wegen der extra Fallmobilität bevorzugt, aber ich kann mir gut vorstellen, dass jedes dieser Abzeichen seine Anhänger haben wird! Viele Abzeichen sind aber definitiv selten wirklich nützlich. Der Delfin-Kick macht Unterwasser-Levels viel angenehmer, ist in Levels ohne Wasser aber natürlich nutzlos, und obwohl der Rankenschuss theoretisch genial ist, habe ich nur selten Gelegenheiten gefunden, ihn zu verwenden.

Was, das wars schon?

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Ein paar Musicalnummern müssen natürlich auch noch sein. | © Nintendo

Wonder hat auch anderorts Schwächen: Die Powerups in diesem Spiel sind unterwältigend. Der Star der Show ist diesmal die neue Elefantenform, mit dessen Rössel man Gegner verkloppen und Wasser herumspritzen kann, die es aber auch schwerer macht, Gefahren auszuweichen. Auf Rang 2 landet die Bohrerform, die es ermöglicht, in den Boden und in Decken zu tunneln, solange diese aus weichen Materialien gemacht sind. Perfekt für Levels, die darauf ausgelegt sind, aber sonst selten nützlich.

Die klassische Feuerblume taucht ungewöhnlich selten in Wonder auf, und aus gutem Grund: Wer alle 10-Münzen in jedem Level sammeln will, wird oft Gegner eher schonen wollen. Die Blasenform ist deswegen auch nicht viel besser, aber ihre frei schwebenden Sprungplattformen werden bestimmt ein Speedrunner-Favorit sein. Die Effekte der Wunderblumen fühlen sich zwar manchmal wie Powerups an, aber die traditionellen Powerups hätten vielfältiger und interessanter sein können.

Eine andere Enttäuschung in Wonder sind die Bosse. Zum einen gibt es in Wonder nicht viele Bosskämpfe. Manche Welten im Spiel haben sogar keinen einzigen Boss! Stattdessen ist die letzte Herausforderung dort ein reguläres Level, dass einen am Ende dann wieder in die Oberwelt schickt, während man sich fragt, ob man denn etwas verpasst hat. Antiklimaktischer geht es kaum mehr

Zum anderen sind auch die wenigen Bosskämpfe, die das Spiel bietet, kaum erwähnenswert. Statt der klassischen Koopa Kids taucht Bowser Jr. immer wieder auf, beschwört ein paar eher langweilige Wundereffekte und wird prompt mit einigen Kopfsprüngen wieder verjagt. In einem Spiel,das sonst so scheinbar endlos kreativ ist, sind die Bosskämpfe eine verpasste Chance, noch ein letztes Mal wirklich zu beeindrucken.

Multiplayer-Geisterstadt

Mario Wonder online
Der Online-Multiplayermodus sieht etwas gespenstig aus. © Nintendo

Ähnlich wie in den NSMB-Spielen unterstützt auch Super Mario Bros. Wonder lokalen Multiplayer, sodass bis zu 4 Leute an der selben Konsole zusammen spielen (und sich oft gegenseitig sabotieren) können. Anders als in NSMB sind Spieler 3 und 4 aber nicht mehr darauf beschränkt, als ein Toad zu spielen. Stattdessen dürfen alle Spieler aus einer breiten Vielfalt von Charakteren wählen, zu der diesmal auch Peach und Daisy zählen. Weniger erfahrene Spieler können einen der Yoshis oder Mopsie wählen, die quasi unverwundbar sind.

Wenn du aber Hoffnung hattest, dass der Online-Multiplayer ähnlich funktioniert, wird dich der Onlinemodus dieses Spiels enttäuschen. Man kannzwar Onlinelobbys für sich und seine Freunde erstellen, aber Onlinespieler können in Levels kaum miteinander interagieren. Stattdessen sind sie eher wie Spielergeister in Dark Souls, die ihre eigene Version vom Level gleichzeitig erleben. Was zwar besser als überhaupt kein Online-Multiplayer ist, aber das Internet sollte für Nintendo nun schon längst nicht mehr Neuland sein, da geht doch noch mehr.

Aber der Online-Multiplayer ist standardmäßig eine offene Lobby, und die ist schon viel interessanter. Onlinespieler können sich nämlich wiederbeleben, indem sie einen anderen Spieler oder seinen Aufsteller berühren, der ein mobiler Checkpoint ist, der fast überall frei im Level platziert werden kann. So können auch komplett fremde Menschen zusammeln in einer Art Staffellauf besonders schwierige Levels durch Teamwork bezwingen, was ein wenig an Death Stranding erinnert. Und das ist definitiv kein Vergleich, den ich bei einem Mario-Spiel je erwartet hätte!

Der Online-Multiplayer kommt besonders im neuen Leveltyp "Suchtrupp" zur Geltung, wo Spieler 5 Münzen in einem Rätsellevel finden müssen. Jeder Charakter hat nämlich eine zugehörige Blockart, die nur dieser Charakter sehen kann, und diese versteckten Blöcke werden oft in Suchtrupp-Levels benötigt, um die Lösung zu finden. Alleine kann das schnell frustrierend werden, aber wenn man sich mit mehren Onlinespielern auf die Suche macht und mit Pantomime gegenseitig Hinweise gibt, kann es sogar ziemlich spaßig sein.

Fazit

Mario Wonder review end
Nein, dieser Review hat keinen Geheimausgang. | © Nintendo

Trotz einiger Makel, die das Spiel in meinen Augen zurückhalten, ist Super Mario Bros. Wonder ein hervorragendes Jump'n'Run mit Leveldesign, das immer wieder aufs neue überrascht. Fans vom Genre und Leuten, die mal wieder ein neues Multiplayer-Spiel für sich und ihre Freunde und/oder Familie brauchen, kann ich dieses Spiel wärmstens empfehlen.

Wertung: 89/100

Leonhard Kuehnel

Hi, ich bin der Leo! Ich verwende gerne meine Englisch-, Deutsch- und Übersetzungskenntnisse, um bei EarlyGame über die interessantesten Gaming-News in beiden Sprachen zu berichten und arbeite in meiner Freizeit an meinem nur immer größer werdenden Backlog....